Dienstag, 31. Januar 2012

Die Seelen der Nacht - Deborah Harkness

Inhalt
Nachdem Dianas Eltern aufgrund ihrer Herkunft als Hexen eines gewaltsamen Todes gestorben sind, schwört Diana allem Magischen ab und möchte ihr Leben als normaler Mensch führen. Doch die Magie holt sie wieder ein, bei ihrer Arbeit als Wissenschafts-Historikern. Bei ganz alltäglichen Recherchearbeiten hält sie nämlich plötzlich ein Manuskript über Alchemie in der Hand, was vor Magie nur so pulsiert. Was es mit diesem Manuskript auf sich hat, weiß Diana noch nicht, doch sehr schnell erfährt sie, dass es als lange verschollen galt und einige Geschöpfe dahinter her sind. Diana schwebt in großer Gefahr, denn seit Jahrhunderten ist es niemandem mehr gelungen, das Manuskript zu finden, bis sie es mit einem simplen Bestellzettel in der Bibliothek ausleiht. Dämonen, Hexen und Vampire verfolgen sie deswegen, doch ausgerechnet der Vampir Matthew Clairmont beschützt sie vor den Übergriffen. Aus anfänglicher Abneigung wird schnell Liebe, doch eine Beziehung zwischen Hexen und Vampiren ist streng untersagt...

Meinung
Ich muss sagen, dass dieses Buch für mich wirklich eine Überraschung war, aber leider im negativen Sinne. Harkness' Werk hatte schon sehr viele Vorschusslorbeeren geerntet, bevor es auf den Markt kam und zudem sind die Kritiken fast durch die Bank weg äußerst gut. Warum nur, frage ich mich da, kann ich das fast gar nicht nachvollziehen?? Warum habe ich an diesem (zugegeben sehr langen) Buch nur so viele Tage verbracht, und kam einfach nicht voran? 

Vielleicht liegt es an Deborah Harkness' Schreibstil. Ganz ehrlich: Ja, das Buch liest sich flüssig, zumindest bis zu einem gewissen Grad ist der Stil schlicht und einigermaßen angenehm. Aber andererseits habe ich immer wieder gestockt, denn die Autorin kann sich leider nicht entscheiden, ob sie jetzt ein personaler Erzähler, ein Ich-Erzähler oder ein allwissender Erzähler sein will. Der größte Teil ist aus Ich-Perspektive erzählt, nämlich aus Dianas Sicht, einige wenige Kapitel erzählen jedoch auch aus Matthews Sicht, einige Passagen bzw. kurze Absätze dann wieder aus der Sicht einer Nebenperson. Nach den ersten 200 Seiten etwa gibt es jedoch nur noch die Ich-Perspektive, bis auf das letzte Kapitel, in dem wieder eine andere Person zum Zug kommt. *seufz* Für mich war das seeeehr verwirrend und zeugt einfach nicht von guter Schreibkunst, wenn man sich hier nicht auf eine Erzählperspektive festlegen kann. Dazu kommt, dass die Handlung, so wie sie erzählt wird, sehr sprunghaft ist. Im einen Satz sitzen Diana und Matthew noch am Tisch, im anderen Satz stehen sie schon im Flur und wollen aufbrechen. Was zwischendurch passiert, wird verschwiegen und hinterlässt mich als Leser mit einem großen Fragezeichen im Gesicht. Dieses Problem hatte ich mehrmals im Laufe der Geschichte und immer wieder war ich verwundert und auch ein bisschen verärgert.

Zur Handlung selbst kann ich nur sagen, dass auch sie mich nicht wirklich überzeugen konnte. Der Aufhänger ist sehr spannend, denn dieses verloren geglaubte Manuskript bietet einiges an Mysterien und auch die Welt, die Deborah Harkness sich vorstellt, mit den verschiedenen Wesen (Vampire, Hexen, Dämonen), die zum größten Teil friedvoll neben uns Menschen existieren, hat Potential. Dennoch konnte mich die Handlung nicht packen, ich las und las, ohne wirklich gefesselt zu sein von dem, was passiert, was vielleicht auch daran lag, dass die Geschichte den üblichen Spannungsaufbau bis hin zu einem Höhepunkt vermissen lässt. Sicherlich waren zwischendurch kleinere (wirklich kleine!) Höhepunkte zu finden, aber eigentlich plätschert es alles nur so vor sich hin. Am Anfang sitzt Diana nur in der Bibliothek, danach sind sie woanders und sitzen im Grunde auch nur rum und quatschen, und dann folgt wieder ein abrupter Settingwechsel und es wird viel diskutiert und wenig passiert wirklich. Dabei hätte doch sooo viel passieren können! Selbst, als die Hauptpersonen in tödlicher Gefahr waren, entlockte mir das nur ein Gähnen, denn irgendwie konnte mir Deborah Harkness diese Stimmung überhaupt nicht vermitteln. Ja, klar, alles sehr dramatisch... nicht.

Auch die Liebesgeschichte zwischen Matthew und Diana ließ mich zum größten Teil ziemlich kalt, obwohl ich die Charaktere einzeln sehr gern mochte. Ich verstand jedoch einfach nicht, was die beiden aneinander nun eigentlich so anziehend fanden, und so richtig geknistert hat es auch nicht zwischen ihnen. Sie lernen sich kennen, verlieben sich ineinander, es wird sich unendliche Liebe geschworen (natürlich nach nur drei Wochen), Ende der Geschichte.

Auch die Nebencharaktere konnten die ganze Misere leider nicht mehr rausreißen. Ich mochte einige von ihnen, aber bin mit der Entwicklung der Charaktere mehr als unzufrieden. Besonders zum Schluss hin macht es sich die Autorin zur Gewohnheit, Charaktere auf die Schnelle einzuführen, die eigentlich eine wirklich wichtige Bedeutung für die Geschichte haben, die man aber nicht wirklich kennenlernen kann. So schnell wie sie aufgetreten sind, nämlich wirklich plötzlich und über Nacht, so schnell sind sie auch wieder weg (ich sage nur Nathaniel und Sophie, für alle, die das Buch kennen).

Fazit
Ich wollte das Buch wirklich sehr gern mögen, und mir tut es fast leid, dass ich es so gar nicht mochte, aber ich kann mir einfach nicht helfen. Die Fortsetzung werde ich aller Voraussicht nach nicht lesen, denn obwohl zum Ende hin nochmal eine Wendung einen netten Settingwechsel für den zweiten Teil ankündigt, der mich ein bisschen neugierig gemacht hat, habe ich keine Lust, mich nochmal so sehr durch einen 800-Seiten-Wälzer zu quälen. 

Bewertung
Leider nur 2,5 von 5 Blümchen und keine Leseempfehlung von mir!


Herzlichen Dank an Blanvalet für dieses Rezensionsexemplar!

Reiheninformation
Der erste Teil der All Souls-Trilogie ist schon in mehreren Sprachen erschienen, u.a. in Englisch und Deutsch. Teil 2 ist auf Englisch für Juli 2012 angekündigt: 
  • A Discovery of Witches/ Die Seelen der Nacht
  • Shadow of Night/ dt. Titel sowie Erscheinungsdatum noch unbekannt



4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die originalen Cover sehen ja toll aus! Besonders das zu "Shadow of Night" - kannte ich bisher nicht. Deine Rezi ist wirklich gut und für mich als Nicht-Seelen-der-Nacht-Leser sehr ausführlich und verständlich. Momentan reizt es mich auch nicht wirklich, weil es ein ganz schöner Wälzer ist und ich schon hörte, dass es etwas langatmig/anders sein soll. Irgendwann werde ich aber sicherlich mal einen Versuch starten, wo es schon im Regal steht. Aber schön, dass du dich da im wahrsten Sinne des Wortes durchgebissen hast. :)

LG Reni

Karo hat gesagt…

@Reni: Ja, die englischen Cover finde ich auch wirklich schön, weil sie auch mal wieder etwas anderes sind. Obwohl ich das deutsche Cover auch sehr mag. Schön, dass Du meine Rezi nachvollziehen kannst, ich hoffe, ich habe Dir das Buch nicht zu madig gemacht. Aber was gesagt werden muss, muss gesagt werden. Vielleicht magst Du das Buch ja trotzdem, bin ja mit meiner Meinung ganz schön allein auf weiter Flur. Durchgebissen hab ich mich, aber hallo! So lange habe ich schon ewig nicht mehr für ein Buch gebraucht, selbst, wenn es so dick war. Finde es eh ungewöhnlich, dass ein einzelner Band eines Mehrteilers soooo viele Seiten hat. Meinetwegen hätte da einiges gestrichen werden können, das hätte der Spannungskurve bestimmt gut getan.

LG!

Sandi hat gesagt…

Also, bei Damaris hörte sich das alles noch irgenwie besser an. Von ihr hab ich auch das Buch bekommen. Ich glaub jetzt kann ich mich gar nicht mehr entscheiden, ob ich es nun probiere oder nicht. Hach, ich warte glaub ich noch nen bisschen. Wirklich so schlimm?

Karo hat gesagt…

@Sandi: Ja, leider wirklich so schlimm, zumindest für mich. Ich lege für andere nicht die Hand ins Feuer, war selbst überrascht, wie schlecht es mir gefallen hat. :/