Inhalt
Vanora wächst allein bei ihrem Vater in einem kleinen Dorf auf. Sie führt ein ganz normales Leben, bis eines Tages der rätselhafte Glendorfil vor ihrer Tür steht und von ihrem Vater verlangt, sie ausbilden zu dürfen. Glendorfil bringt ihr bei, wie sie mit ihrer Magie umgeht, denn Vanora stammt von einer mächtigen Elfe ab und es ist ihr Schicksal, das Reich der Elfen wieder zu vereinen, indem sie die magische Barriere zerstört, welches das Schatten- vom Lichtreich trennt. Doch ihr Leben ist in Gefahr...
Meinung
High Fantasy gehört schon seit sehr langer Zeit zu meinen Lieblingsgenres, dennoch habe ich es in der letzten Zeit aufgrund der vielen (auch meist tollen) Neuerscheinungen im YA- oder Romantasy-Sektor doch sehr vernachlässigt. Ein Fehler, wie ich wieder gemerkt habe! Sabrina Qunaj hat hier einen nahezu perfekten Roman geschrieben, den ich regelrecht eingeatmet habe, ich immer wieder traurig war, wenn ich nicht genug Zeit hatte, um endlich weiterzulesen, und dessen Fortsetzung ich schon jetzt kaum mehr erwarten kann.
Qunajs Universum in Elfenmagie erinnert sehr an eine mittelalterliche Welt, im Prinzip hat es auch Merkmale eines historischen Romans, was wahrscheinlich ein weiterer Aspekt ist, weswegen ich das Buch so mag. Ihre Figuren sind Ritter, Prinzessinnen, Fürsten, Knappen und alle, die man sonst noch so im Mittelalter erwarten würde. Ich liebe dieses Setting, ich liebe die Werte, die es verkörpert und ich liebe alles drumherum.
Dazu kommt, dass Sabrina Qunajs Schreibstil und ihre Charaktere dieses mittelalterliche Setting noch perfekt ergänzen. Das Buch ist abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven geschrieben, und jedes neue Kapitel birgt wieder einen Perspektivenwechsel. Natürlich erzählt Vanora einen großen Teil, aber auch der König des Schattenreichs Eamon, der Lichtritter Nevliin, der Kobold Bienli und die Königin des Lichtreichs Alkariel kommen zur Sprache. Man könnte meinen, dass das vielleicht zu viele Perspektiven für ein Buch sind, aber dem ist absolut nicht so. Sabrina Qunaj trifft perfekt für jede einzelne Figur ihre eigene, persönliche Erzählart, und man hat keine Probleme, sich auf die neue Perspektive einzustellen. Es war so beeindruckend, dass jede Person für mich auch eine andere Erzählstimme und Eigenart in meinem Kopf hatte, was mir nur noch mehr zeigt, dass Qunaj ihre Charaktere erstklassig ausgearbeitet hat. Zudem tragen die Perspektivenwechsel dazu bei, dass man nur noch mehr merkt, wie eingeschränkt die Sicht der einzelnen Personen ist, und man häppchenweise wieder einige neue Hinweise auf den Ausgang der Geschichte und über die Eigenschaften der Personen bekommt. Das beste Beispiel ist wahrscheinlich Nevliin, der Lichtritter und zuerst Gegenspieler von Vanora und Eamon. Alle beschreiben ihn von Anfang an als kaltherzig und vollkommen gefühllos, aber jedes Mal, wenn wir das Geschehen aus seiner Sicht betrachten, merken wir als Leser, wie sehr er immer versucht, seine Gefühle zu verbergen, und er deswegen wohl von außen betrachtet wirklich als gefühllos wirkt, aber durchaus auch sehr intensive Emotionen hat.
Überhaupt hat Qunaj ein Händchen dafür, die verschiedenen Eigenarten der, sagen wir mal, Rassen in dieser Welt genau auszuarbeiten. Die Kobolde sind gerissen und witzig, die Lichtelfen vollkommen herzlos und kalt, die Dunkelelfen teilweise genauso undurchschaubar, aber durchaus gefühlvoller als ihre Verwandten aus dem Lichtreich.
Die Geschichte hat alles, was High Fantasy braucht: große Schlachten, große Gefühle, große Tragödien und Legenden und viel Magie. Sabrina Qunaj beschreibt dies alles so lebendig, dass ich mehr als einmal das Gefühl hatte, die Figuren in diesem Buch seien wirklich echt. Am meisten fühlte ich das wohl, als die große Schlacht, die schon das ganze Buch über als Damokles-Schwert über dem Volk der Dunkelelfen hängt, dann wirklich letztendlich geschlagen werden muss. Ich hing atemlos an den Seiten, konnte kaum begreifen, wie die Seiten an mir vorbeiflogen, und war vollkommen geschockt, als der Krieg dann auch Opfer forderte, von denen ich gehofft hatte, dass sie verschont werden. Ich muss zugeben, dass ich Tränen in den Augen hatte und es nicht glauben wollte, und das gleich zweimal. Meiner Meinung nach kann sich Qunaj hier mit den ganz Großen wie Tolkien auf eine Stufe stellen, denn tatsächlich erinnerte mich die Schlacht zwischen Dunkel- und Lichtelfen zwischendurch vom rasanten und epischen Erzählstil her an die ein oder andere Szene aus Herr der Ringe.
Es bleiben zum Ende hin noch sehr viele Fragen offen, obwohl die Haupthandlung an sich erstmal abgeschlossen ist. Ich kann Euch versprechen, dass es unglaublich spannend und tragisch wird, aber man das Buch trotzdem mit einem guten Gefühl zuschlägt... um kurz danach fast auszuflippen, weil das neue Buch noch nicht da ist!!!! *waaah* Ich kann nur sagen, dass Sabrina Qunaj eine Autorin ist, die ich auf jeden Fall weiter im Auge behalten werde und nur hoffen kann, dass da noch einige so eindrucksvolle Bücher folgen.
Fazit
Sabrina Qunaj hat alles richtig gemacht: High Fantasy mit Charakteren, die in Erinnerung bleiben und einer Geschichte, bei der einem ein paar Mal vor Spannung fast das Herz stehenbleibt, und das ganze in einem mittelalterlichen Setting - besser könnte es nicht sein. Ich lechze nach mehr!
Bewertung
Natürlich 5 von 5 Blumen!
Reiheninformation
Wie schon gesagt, ist die Haupthandlung an sich abgeschlossen, aber im zweiten Teil Elfenkrieg lesen wir weiter von Eamon und Co., mit, wie es laut Inhaltsangabe aussieht, einem etwas anderen Fokus. Ich kann es nicht erwarten! Am 17. September 2012 erscheint es zum Glück schon!