Montag, 1. August 2011

Lycana. Die Erben der Nacht - Ulrike Schweikert


Im zweiten Teil der Erben der Nacht-Reihe von Ulrike Schweikert bestreiten die letzten Erben der Vampire ein weiteres Jahr auf der Akademie, dieses Mal im Land der Lycana - Irland - um dort deren Fähigkeiten zu erlernen. Und diese Fähigkeiten können sich durchaus sehen lassen, denn die Lycana sind Meister des Gestaltwandelns, sie können sich in jedes erdenkliche Tier verwandeln, wenn sie es wollen, und sogar als Nebel Strecken zurücklegen. Fähigkeiten, die sich in einem Kampf als durchaus nützlich erweisen können. Doch das Lernen wird überschattet von mehreren Ereignissen: Einerseits werden die Erben und ihre Aufpasser von unbekannten Verfolgern vampirischen Ursprungs verfolgt und angegriffen, weswegen die Lycana beschließen, durch das Land zu ziehen, um die Erben in Sicherheit zu bringen. Zusätzlich droht der uralte Kampf zwischen den Lycana und den Werwölfen, die auch in Irland zu finden sind, wieder auszubrechen. Viel zu tun für Leo, Luciano, Ivy und Alisa, die nebenbei auch noch versuchen, den jahrhundertealten Hass zwischen den Familien der Vampire zu durchbrechen, auch in ihren eigenen Köpfen... 

Im zweiten Teil der Reihe trifft man die altbekannten Personen wieder, die man schon im ersten Teil Nosferas ins Herz schließen konnte. Wenn sich Alisa und die anderen Erben wiedertreffen, kommt es einem so vor, als ob man selbst nach einem langen Sommer wieder zusammen mit ihnen ein neues "Schuljahr" einläutet. Die Protagonisten sind einem sofort wieder vertraut, und man freut sich, sie wiederzusehen. Dieses Mal geht es in das raue Irland, das Land, in dem die Familie der Lycana über die Vampire herrscht. Ich hatte mich auf diesen Ausflug in das spannende Land gefreut, doch wurde ich leider etwas enttäuscht. Ulrike Schweikert beschreibt die Landschaft ganz ohne Frage ausgezeichnet, doch für meinen Geschmack viel zu ausführlich. Für mich war dies einer der Gründe, weshalb das Buch unglaubliche Längen aufwies, was im ersten Teil, der in Rom spielte, nicht der Fall war. Vielleicht liegt das daran, dass sich das Setting dauernd ändert, denn die Vampire sind die ganze Zeit auf der Reise, während sie vor den feindlichen Vampiren flüchten. Somit gab es immer wieder etwas Neues zu beschreiben, was mir manchmal wirklich den Lesespaß etwas vergrämt hat. 

Auch der Spannungsbogen lässt diesmal etwas zu wünschen übrig. Frau Schweikert überflutet den Leser förmlich mit Handlungssträngen. Immer wieder wechselt die Perspektive: Einmal befinden wir uns inmitten von irischen Rebellen aus dieser Zeit (deren Wichtigkeit sich mir bis zuletzt nicht wirklich erschloss), dann sehen wir die Geschichte aus der Sicht der mysteriösen Vampire, die die Erben verfolgen, und im nächsten Moment geht es um eine Vampirin und einen Werwolf. Sogar Oscar Wilde und Bram Stoker spielen eine Rolle, weswegen allerdings, weiß ich auch nicht. Zumindest bei diesem Teil der Geschichte bin ich mir sicher, dass er noch für die folgenden Teile wichtig wird, da Ivy sogar kurz mit Bram Stoker spricht und ihm prophezeit, dass sie sich wiedersehen. Für mich war das alles sehr verwirrend, und ich hatte sehr viele Probleme, nach einer kurzen Lesepause wieder in die Geschichte zu finden.

Der Großteil der Geschichte wird natürlich aus der Sicht des Quartetts erzählt, welches wir schon aus dem ersten Teil kennen: Ivy, Leo, Luciano und Alisa. Diese vier Freunde mag ich immer noch sehr, auch in diesem Teil sind sie mir weiterhin ans Herz gewachsen. Allerdings hat mich ein bisschen gestört, dass so ein Gewese um die Lycana-Vampirin Ivy gemacht wird. Fast bis zum Schluss weiß man nicht genau, warum Ivy etwas so Besonderes ist, und Ulrike Schweikert streut die Hinweise so ungünstig, dass man eher ungeduldig als gespannt ist, das Rätsel endlich zu lösen. Mehr als einmal habe ich etwas ratlos geguckt, wenn wieder irgendetwas mit Ivy passiert ist, was ich mir nicht im geringsten erklären konnte. Aber schlussendlich löst Ulrike Schweikert dieses Mysterium auf; sogar wer Seymour, ihr ständiger wölfischer Begleiter, ist, erfahren wir endlich. 
Leo mochte ich mal wieder am liebsten, auch wenn ich seine Verliebtheit zu einer bestimmten Person nicht ganz nachvollziehen kann. Ich hätte mir eher eine Liebesgeschichte zwischen ihm und jemand anderem gewünscht, aber das sehe ich leider nicht mehr kommen. Aber wer weiß, ich lasse mich überraschen. Luciano und Alisa sind weiterhin auch sehr liebenswert mit ihren Stärken und Schwächen, daher gibt es da nichts zu meckern. 

Der Schluss war wieder äußerst spannend, und konnte mich an die Seiten fesseln, was die Seiten vorher leider nicht geschafft haben, daher werde ich die Reihe weiterverfolgen, aber hoffe, dass sich Pyras, der dritte Band, im Vergleich zu seinem Vorgänger wieder steigern kann. Da er in Paris spielt (wohin übrigens auch Bram Stoker unterwegs ist... ^^), bin ich da positiv gestimmt, denn dann wird wohl hoffentlich nicht wieder so viel gereist. Ich gebe diesem Buch 3 von 5 Sternen.

Reiheninformation: 
Die Die Erben der Nacht-Reihe umfasst derzeit vier Romane, der fünfte Teil Vyrad erscheint voraussichtlich im September 2011 bei cbt. Wann der letzte Teil Vamalia erscheint, konnte ich leider nicht herausfinden: