Montag, 21. Februar 2011

Sturmsommer - Bettina Belitz

Wenn Tom im Stall bei seinem Schimmelwallach Damos sein kann, ist er glücklich und zufrieden. Er braucht den ganzen Kram nicht, den die Pubertät so mit sich bringt: Verliebtsein, Mädchen und so. Mit Damos im Galopp über die Wiesen reiten ist für ihn das beste Gefühl der Welt, deswegen möchte er auch so gern mit auf die Reiterfreizeit in den Sommerferien. Dafür würde er alles tun, und er muss sich auch wirklich anstrengen: Denn wenn er nicht in der nächsten Mathe-Klassenarbeit mindestens eine Vier bekommt, darf er nicht mit. Mathe ist für ihn ein Rätsel, genauso wie Tanja, die immer nur Einsen bekommt und sich von allen zurückzieht - und die muss ihm nun zu allem Überfluss auch noch Nachhilfe geben, und dass, wo er sie doch wirklich überhaupt nicht leiden kann. Nur eins verbindet sie: die Liebe zu Pferden. Und diese Liebe soll auch zwischen den beiden letztendlich zu einem Verständnis führen; doch nicht ohne einen tragischen Showdown in den Reiterferien...

Mein nunmehr siebtes Buch von Bettina Belitz, die es endgültig in die Hall of Fame meiner absoluten Lieblingsautoren geschafft hat, hat es mal wieder in sich. Liebe, Pferde, Druck in der Schule, Vorurteile... Alles ist in einem 245-Seiten-starken Buch drin, und das nicht zu knapp. Bettina Belitz erzählt mal wieder von einem starken, aber auch sensiblen Jungen, der sich selbst und die Welt langsam anfängt zu verstehen, aber trotzdem mit vielen Selbstzweifeln und Unsicherheiten geplagt wird. Frau Belitz versteht es, sich in ihre jungen Protagonisten hineinzuversetzen, kann ihre Gefühle genau schildern und nachvollziehen. Erstaunlich, wie oft ich dachte: "Genauso hab ich mich damals als 14-Jährige auch oft gefühlt." Das Pferdethema ist wieder ein tragendes, jedoch nicht das einzige: Wie ich schon sagte verarbeitet die Autorin hier sehr viele Themen, die junge Leser definitiv ansprechen und schildert Situationen, die vollkommen aus dem Leben gegriffen sind. Faszinierend, wie sie es immer wieder schafft, auch kleine Botschaften in noch so subtilen Sätzen einzubauen. Man kämpft förmlich zusammen mit Tom, um die Ungerechtigkeiten der Welt zu verstehen, und wenn es nur darum geht, dass er keine Logik in binomischen Formeln findet.
 
Jedoch muss ich trotzdem sagen, dass meiner Meinung nach dieses Buch bis jetzt das schwächste ist, was ich von ihr lesen durfte. Der Schreibstil ist noch nicht so ausgefeilt, wie bei ihren späteren Werken, besonders am Anfang hat mich der teilweise telegrammartige Satzbau gestört. Auch fand ich, dass Tom teilweise doch zu extrem reagierte, selbst für einen pubertierenden 14-Jährigen, und dass ihm vermeintliche Kleinigkeiten doch etwas zu stark auf die Stimmung drückten, weshalb er fast durchgängig schlechte Laune zu haben scheint.
 
Das Ende jedoch hat mich wieder versöhnt, es kommt alles zusammen und löst sich in einem spannenden Finale auf. Denn eins kann ich nicht bestreiten: Auch dieses Buch war trotz allem wieder ein echter Pageturner! 

Ich gebe dem Buch gute dreieinhalb Sterne von fünfen!

Vielen Dank an den Thienemann Verlag für die freundliche Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!