Dienstag, 28. Februar 2012

The House of Special Purpose - John Boyne

Inhalt
Georgy Daniilowich Jachmenev wächst im Russland des beginnenden 20. Jahrhunderts auf. Das Land ist geprägt von Armut und Entbehrungen, besonders die kleinen Leute in den Provinzen und Dörfern haben darunter zu leiden. Zu diesen gehört auch Georgy, bis er eines Tages den durchreisenden Cousin des Zars vor einem Attentat rettet. Dieser empfindet seine Tat als heldenhaft, weshalb er ihn mit nach St. Petersburg zum Zar Nikolaus II. nimmt, wo Georgy Mitglied der Leibgarde des Zarewitsch Alexei werden soll. Georgys Leben ändert sich nun von Grund auf, Reichtum, Überfluss und Bequemlichkeiten halten Einzug. Zudem verliebt er sich in die Großfürstin Anastasia, die Tochter des letzten Zaren von Russland, deren Leben noch bis heute eine Legende darstellt. Doch das Leben am Zarenhof bleibt nicht immer so friedvoll, denn in Russland herrschen Krieg und Revolution, welche auch das Leben der Zarenfamilie vollkommen verändern sollen...

Meinung
Ich liebe historische Romane ja schon lange, aber bisher hatte ich mich fast immer auf das Mittelalter beschränkt, die Neuzeit war nicht so meins. Doch irgendwie hat dieser Roman einen unwiderstehlichen Reiz auf mich aufgeübt, denn in meiner Vorstellung hat das Zarentum in Russland etwas sehr Geheimnisvolles und Romantisches. Die Geschichte Russlands ist ein Teil der Geschichte, der eher selten in historischen Romanen behandelt wird, doch John Boyne ist es hier wunderbar gelungen, einerseits den Zauber der Romanov-Ära aufleben zu lassen, andererseits aber auch die Schattenseite dieser Zeit darzustellen. 

Hierbei hat Boyne einen sehr ungewöhnlichen Erzählstil: Er fängt an, indem er seinen Protagonisten Georgy in hohem Alter erzählen lässt, wie er sich zurück erinnert an die Zeit in Russland, aber auch, was gerade in seinem Leben passiert, dann folgt ein Kapitel, dass sozusagen den Anfang der Geschichte erzählt, nämlich wie es dazu kommt, dass Georgy als junger Mann in den Winterpalast in St. Petersburg kommt. Dann wieder folgt ein Kapitel, was vom älteren Georgy erzählt, was jedoch einige Jahre vor dem ersten Kapitel spielt, dann wieder ein Kapitel, was erzählt, wie es ihm im Palast weiter erging (also ein Erzählstrang erzählt die Geschichte sozusagen vom Ende an rückwärts, und der andere Erzählstrang fängt vom Anfang an und wird vorwärts erzählt). So geht es immer abwechselnd weiter, d.h. die Kapitel nähern sich von der erzählten Zeit her immer mehr an, bis beide Erzählstränge bei der gleichen Zeit angekommen sind, was dann auch den Höhepunkt der Geschichte symbolisiert. So etwas habe ich noch nie gelesen, und auch, wenn es zwischendurch leicht verwirrend war, empfand ich diese Erzählform doch als sehr besonders. Zudem hat der Leser so die Möglichkeit, über die Wirren des kriegsgebeutelten Europas zu lesen, und nicht nur über die Epoche der Zaren in Russland.

Boyne zeigt sich in seinem Roman durchaus kritisch gegenüber dem Zarentum, dennoch schafft er es, uns die Zarenfamilie mit all seinen Mitgliedern so nahe zu bringen, dass wir mit ihnen leiden, lachen und träumen; dabei wird man natürlich besonders warm mit Anastasia. Diese Prinzessin (gut, sie war Großfürstin, aber das ist ja auch nix anderes... ^^) ist eine Legende in sich, denn lange Zeit war ihre Existenz unklar, und John Boyne erzählt hier seine ganz eigene Geschichte über Anastasia, in der Georgy eine große Rolle spielt. Mehr möchte ich hier eigentlich gar nicht verraten, nur, dass ich auch nach der Lektüre des Buches nochmal recherchieren musste, was nun tatsächlich mit der Großfürstin passiert ist. Ich muss sagen: Mir gefällt Boynes Geschichte besser als die mutmaßliche Realität. 

Fazit
Der Autor nimmt uns in The House of Special Purpose mit auf eine spannende Reise durch das Russland der ausgehenden Romanov-Ära. Mit einem noch nie dagewesenen Erzählstil schildert er das Auf und Ab dieser Zeit mit zwei liebenswerten Charakteren, deren Geschichte den Leser berührt. Eine große Leseempfehlung!

Bewertung
Ich vergebe 4,5 von 5 Blümchen.



Samstag, 25. Februar 2012

[Miscellaneous] Stress!

Ich weiß, ich weiß, hier ist es ganz schön ruhig zurzeit. Ich bin selber total unzufrieden damit, aber leider bin ich gerade im Referendariat sooo eingespannt, dass das wohl noch bis nach Ostern so bleiben wird, zumindest ruhiger als sonst. Meine Examensarbeit steht an, dafür geht viel Zeit drauf, außerdem stecke ich ein bisschen in einem Lesetief, verbringe meine Abende zurzeit lieber damit, eine meiner liebsten Serien zu schauen, die ich mal wieder von Staffel 1 begonnen habe. Vielleicht könnte ich dazu ja mal nächste Woche einen Adorables-Post verfassen... *hmm* 
Natürlich lese ich trotzdem, hauptsächlich in der Bahn und ein paar Seiten vorm Schlafen, und mag mein Buch auch sehr, auch wenn ich etwas länger brauche. The House of Special Purpose ist fast durch, daher könnt Ihr Euch auch da bald auf eine Rezension freuen.  

Zudem habe ich gestern eine interessante Mail bekommen, in der mich Amazon zu seinem Vine-Programm eingeladen hat. Wie Ihr ja sicher wisst, veröffentliche ich auch alle meine Rezensionen parallel bei Amazon, und anscheinend hat das Früchte getragen. Bei Vine kann man als Rezensent von Amazon direkt auch Rezensionsexemplare und noch viel mehr anfordern und diese auch im Vorhinein bewerten, bevor das Buch erscheint. Ich finde es total spannend, nicht nur wegen der Bücher, sondern auch wegen der vielen anderen Produkte, die man innerhalb von Vine bewerten darf und daher zur Verfügung gestellt bekommt. Ich fühle mich jedenfalls geehrt, ausgewählt worden zu sein, und freue mich auf mein erstes Rezensionsexemplar von Amazon: Blutsbraut von Lynn Raven - nicht mehr wirklich neu, aber eh ein Buch, was schon länger auf meiner Wunschliste steht, somit hat das ganz gut gepasst.

Ich wünsche Euch ein schönes Restwochenende!

Sonntag, 12. Februar 2012

Daughter of Smoke and Bone - Laini Taylor

Inhalt
Karou ist von außen betrachtet eine ganz normale Kunststudentin im Prag der Gegenwart, die mit Alltäglichkeiten kämpft, so wie beispielsweise ihrem Ex-Freund, der ihr immer noch hinterherrennt. Doch sie führt ein Doppelleben: Durch ein Portal in einem alten Gebäude gelangt sie in eine andere Welt, die sie "Elsewhere" (dt. etwa: Anderswo) nennt. Dort sucht sie Brimstone auf, einen Ladenbesitzer, der alles andere als normal ist: Zum einen ist er eine Chimäre, das heißt, er hat größtenteils tierische Körpereigenschaften, zum anderen handelt er mit Zähnen aller Art, menschlich und tierisch. Karou ist bei ihm aufgewachsen, und hilft ihm nun, die vielen Zähne heranzuschaffen, indem sie durch die Welt reist und Händler aufsucht, auch, wenn sie nicht weiß, wozu er dieses merkwürdige Gut braucht. Zudem weiß Karou nichts über ihre Herkunft, über ihre Eltern oder über Elsewhere außerhalb von Brimstones Laden, und ihr Ziehvater hält sich bedeckt. Eines Tages jedoch erscheinen plötzlich seltsame Handabdrücke auf den Portalen, durch die Karou reist, und diese schließen sich endgültig, so dass sie nicht mehr nach Elsewhere reisen kann. Was hat der geheimnisvolle Engel, der sie angreift, damit zu tun? Welche Geheimnisse verstecken sich in Elsewhere? Und woher kommt Karou wirklich, von der Erde oder aus Elsewhere?

Meinung
Endlich mal wieder ein richtig guter High Fantasy-Roman im Young Adult-Sektor! Ich muss sagen, dass mich bei diesem Buch der Titel zuerst angesprochen hat, Daughter of Smoke and Bone klingt sehr geheimnisvoll und mysteriös und zudem wunderbar fantastisch. All diese Assoziationen haben sich für mich voll bewahrheitet. 

Was besonders fantastisch ist (im vielfältigen Sinne des Wortes), sind die Schauplätze des Buches. Taylor beweist hier ein gutes Gespür für atmosphärische Settings, seien es die Gassen des altertümlichen Prags, die duftenden Märkte im Orient oder natürlich die mittelalterlich angehauchte Szenerie in Elsewhere selbst. Sie beschreibt alles mit schillernden Farben und lässt so die Orte vorm geistigen Auge des Lesers auferstehen. Man fühlt sich, als ob man selbst mit Karou an diese Orte reist und ihr dabei hilft, die verschiedensten Arten Zähne für Brimstone heranzuschaffen. 

Die Handlung ist von Anfang an sehr mysteriös. Man fragt sich zusammen mit Karou nicht nur einmal, was denn Brimstone nur mit den ganzen Zähnen will und warum er ihr nichts über ihre Herkunft erzählt. Nur sehr langsam erfährt man das ganze Ausmaß dieser Geheimnisse, bis sich die Ereignisse dann überschlagen und Karou plötzlich auf sich allein gestellt scheint. Für mich war der Plot eine wunderbare Mischung aus Urban und High Fantasy, denn das Setting ändert sich mehr als einmal im Buch, und zum Schluss erfahren wir durch sehr umfangreiche Rückblenden mehr über Karous Vergangenheit, die sehr bewegt und interessant war. Darüber möchte ich allerdings nicht zu viel verraten, denn das würde dann doch arg spoilern. 

Natürlich kommt auch dieser Roman nicht ohne eine Liebesgeschichte aus, und diese hat mich wie ein Märchen verzaubert. Akiva ist der perfekte Gegenspieler für Karou, und ist derjenige, der ihr ihre Vergangenheit zurückgibt, ohne vorher zu wissen, dass er es kann. Man merkt als Leser gleich, dass die beiden das Schicksal verbindet, auch wenn man das erst nicht vermuten würde. Mir hat das sehr gefallen, denn obwohl manch andere epische Liebesgeschichte ähnlich dieser konstruiert und aufgesetzt wirkt, hat Laini Taylors Plot mir das Gefühl vermittelt, dass sie wirklich zusammengehören, dass es so sein muss und nicht anders sein kann. Ich habe mitgefiebert und mitgetrauert und mitgeschmachtet. Taylors Schreibstil ist in vielen Momenten nicht nur märchenhaft, sondern sehr poetisch und bringt einen immer wieder schnell zurück in die Traumwelt von Elsewhere, aus der man ungern wieder auftaucht. 

Fazit
Ich kann nur sagen, dass mir das Buch rundum sehr gut gefallen hat, und der Plot genauso ist, wie der Titel vermuten lässt: ungewöhnlich, fantastisch, mysteriös, geheimnisvoll. Und wer jetzt wissen möchte, warum das Buch so heißt, wie es heißt, oder warum zum Teufel jemand mit Zähnen handelt (was übrigens sehr nachvollziehbar erklärt wird, ob man es glaubt oder nicht), der sollte schnell zu diesem Buch greifen!

Bewertung
Wie soll es anders sein, ich vergebe die volle Punkt(Blümchen-)zahl und kann nach diesem spannenden Ende die Fortsetzung nicht erwarten!


Reiheninformation
Daughter of Smoke and Bone ist der Beginn einer Trilogie:
  • Daughter of Smoke and Bone (auf Englisch bereits erschienen, auf Deutsch erscheint unter dem selben Titel am 23. Februar 2012)
  • Days of Blood and Starlight (erscheint im September 2012 auf Englisch, für Deutschland gibt es noch kein Datum)
  • Titel und Erscheinungsdatum noch nicht bekannt

    Mittwoch, 8. Februar 2012

    [Adorables] Martin and James

    Nachdem ich gestern Abend eine meiner liebsten Bands derzeit wieder live sehen durfte, wird es Zeit für einen Adorables-Eintrag zu den beiden.

    Martin and James - Berlin Februar 2012

    Letztes Jahr im Juni habe ich Martin and James das erste Mal gehört, nämlich als Vorband von Bryan Adams. Die beiden Jungs waren mir gleich total sympathisch, schienen auf der großen Bühne jedoch etwas verloren, so als Zwei-Mann-Band. Aber ich mochte die Musik sehr, und habe mir ziemlich schnell das gesamte Album runtergeladen (natürlich vollkommen legal!). Tja, und was soll ich sagen: Die Musik fand ich nach wiederholtem Hören dann immer noch so toll, dass seitdem das Album ganz hoch bei mir im Kurs steht und ich es eigentlich ständig hören könnte.

    Die beiden Schotten, die jedoch in Berlin wohnen (auch wenn sie momentan ständig auf Tour sind; ich warte immer noch darauf, dass ich sie vielleicht mal in einem Café treffe... ^^), machen einfach unglaubliche Musik und ich habe wirklich Probleme, sie zu beschreiben. Auf jeden Fall ist ein sehr großer Anteil Akustikgitarre dabei, und ihre Stimmen tun ihr übriges. Die zwei sind einfach enorm talentiert, haben Stimmen, die einem immer wieder Schauer über den Rücken jagen und können eine Menge Instrumente spielen, am besten natürlich Gitarre. Und natürlich schreiben sie ihre Texte und Musik selbst, über alles, was sie so bewegt. Man kommt ins Träumen, wenn man die Lieder hört, kann wunderbar abschalten, bei manchen Liedern aber auch einfach die Beine nicht stillhalten, weil sie sofort ins Blut übergehen und einen zum Hüftwackeln förmlich zwingen. Hier, hört einfach selbst:



    Martin - Berlin Februar 2012
    Martin and James waren schon für zig Künstler die Vorband (Bryan Adams, Amy Macdonald, James Morrison, Milow, OneRepublic...), waren auf mehreren Touren durch einige Teile Europas und sind besonders in Deutschland ziemlich erfolgreich. Wie schon gesagt, sind sie auch zurzeit eigenständig auf Tour durch ganz Deutschland, haben auch schon mehrere EPs und ein Album hier veröffentlicht, waren auf dem Soundtrack zu What a Man mit Matthias Schweighöfer ("Wrong Directions"). Es läuft also ziemlich gut für die Jungs, auch wenn ich hoffe, dass sie noch erfolgreicher und bekannter werden, denn die beiden haben es einfach verdient und arbeiten wirklich hart für ihren Erfolg.

    James - Berlin Februar 2012
    Das Konzert gestern war ein absolutes Highlight für mich. Die gemütliche Atmosphäre im Magnet Club hier in Kreuzberg passte eindeutig besser zu den beiden als diese riesen Bühne in der Zitadelle. Zum Anfassen nah standen die beiden Jungs auf der Bühne und lieferten fast ganz allein eine beeindruckende Show ganz ohne viel Schnickschnack und Special Effects; bei ihnen ist alles noch echte, hausgemachte Musik. Im Laufe des Abends stellten sie eine Menge neuer Songs vor, von denen ich gar nicht abwarten kann, dass sie endlich auf einem Album erscheinen, so gut waren sie. Am besten aber gefällt mir, dass sich die beiden total bescheiden geben, sie machen keine große Show oder versuchen das Publikum mit gestelzten oder eingeübten Jokes zu unterhalten, denn das sind einfach nicht sie. Martin würde ich fast als ein bisschen schüchtern beschreiben, was ziemlich hinreißend ist :), und auch James bleibt die ganze Zeit über ein witziger, netter Typ, der mit dem Publikum erzählt (natürlich mit einem charmanten, schottischen Akzent), als ob er gerade mit Freunden in einem Pub sitzen würde. Total entspannt, und vollkommen auf dem Boden geblieben, und dabei trotzdem so unfassbar talentiert, dass man schreien könnte. ♥ (Und natürlich äußerst attraktiv, das wollen wir mal nicht verschweigen.)

    Tja, was soll ich noch sagen... Im Prinzip kann man meinen Beitrag mit diesen Worten zusammenfassen: Ich liebe diese Band wirklich sehr, hört sie Euch unbedingt an!!! 

    Schaut auch mal auf ihrer Homepage vorbei, da könnt Ihr noch einige mehr Lieder von den beiden hören, während Ihr Euch auf der Seite umschaut. 


    Sonntag, 5. Februar 2012

    Julischatten - Antje Babendererde

    Inhalt
    Nachdem Simona, genannt Sim, zu ihrem sechzehnten Geburtstag mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus landet, stellen ihre Eltern sie vor die Wahl: entweder sie fliegt für sechs Wochen zu ihrer Tante Jo in die Staaten oder sie kommt in eine Entzugsklinik. Natürlich entscheidet sich Sim für den Trip in die USA, ihre Freude hält sich dennoch in Grenzen, denn Jo wohnt in der absoluten Einöde von South Dakota, im Pine Ridge Reservat. Sim, die schon immer eine Vorliebe für ausgefallene und vollkommen ausgeflippte Klamotten hatte, fällt im Indianerreservat bei den Lakota auf wie ein bunter Hund, und sorgt für viel Klatsch. Trotz ihrer anfänglichen Zweifel wachsen ihr Land und Leute ans Herz, obwohl das Leben im Reservat nicht immer einfach ist. Vor allem die beiden besten Freunde Jimi Little Wolf und Lukas Brave haben es ihr angetan. Sim verliebt sich in den draufgängerischen Jimi, doch auch mit dem blinden Lukas verbindet sie bald eine innige Freundschaft. Als jedoch zwischen den beiden Freunden ein Streit wegen ihr ausbricht, weiß sie, dass sie sich entscheiden muss, für wen ihr Herz schlägt.

    Meinung
    Lange habe ich auf ein neues Buch von Antje Babendererde hingefiebert, und ich wurde nicht enttäuscht. Ein weiteres Mal entführt uns die Autorin in die Welt der amerikanischen Ureinwohner, dieses Mal in eine der ärmsten Gegenden der USA, nämlich ins Pine Ridge Reservat in South Dakota. Wie immer ist das Setting hier ein wichtiger Bestandteil des Buches, denn Antje Babendererde versteht es wie keine andere, uns diese Gegend mit sehr bildhafter und intensiver Sprache näherzubringen. Ich hatte nur knapp ein Viertel des Buches verschlungen, da fand ich mich schon vor dem Computer wieder, und gab den Namen des Reservats in eine Suchmaschine ein. Die Bilder, die ich fand, kamen dem, was ich vor meinem geistigen Auge gesehen hatte, sehr nah und ich fand es beeindruckend, wie schön, aber auch wie erschreckend manche Bilder waren. Wen es interessiert, dem empfehle ich sehr diese Bilderstrecke. Mich hat dieses Land mit den ärmlichen Verhältnissen sehr fasziniert, und Frau Babendererde hat mal wieder mein Interesse geweckt, wie vorher auch für La Push (Indigosommer), Neah Bay (Rain Song) oder Nevada (Die verborgene Seite des Mondes). All diese Schauplätze stehen nun auf der Liste der Orte, die ich gerne einmal sehen würde, ganz oben; und das nur wegen der Bücher der Autorin.

    Wie sie es immer wieder schafft, ein so reales Bild der Umstände dort zu vermitteln, und dennoch die Schönheit des Landes und der Kultur nie außer Acht zu lassen, ist mir ein Rätsel. Immer wieder schockieren mich die Fakten, die sie uns präsentiert: Auch in diesem Buch zeigt sie, dass die Indianer heutzutage mit sehr vielen Widrigkeiten zu kämpfen haben. Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit, Armut, Drogenmissbrauch, Kriminalität, Teenager-Schwangerschaften, der Verfall ihrer Kultur - all das ist leider heutzutage an der Tagesordnung in den Reservaten. Dabei geht Frau Babendererde auch auf aktuelle politische Entwicklungen ein, kritisiert die amerikanische Regierung bis zu einem gewissen Grad. 

    Aber natürlich ist das Buch auch zuvorderst ein Jugendbuch, somit lässt es auch eine gewisse Leichtigkeit und Romantik nicht vermissen. Sim ist ein toller Charakter, und im Gegensatz zu den meisten Heldinnen der derzeitigen Jugendliteratur kein perfektes Mädchen, sondern hat Schwächen, sowohl charakterlicher Art als auch in ihrem Aussehen. Das finde ich äußerst erfrischend, und es trägt nur noch mehr zur Authentizität des Buches bei. Auch die beiden Freunde Lukas und Jimi passen perfekt ins Buch; Lukas ist ein Charakter zum Träumen und auch Jimi muss man mögen, obwohl er so einiges falsch macht und sehr eindeutige Schwächen hat. Die beiden sorgen dafür, dass die Leser sich auf eine große Prise Romantik freuen dürfen, Schwärmpotential inklusive. Bis zuletzt war ich mir nicht sicher, für wen von beiden sich Sim entscheiden wird, obwohl ich definitiv einen Favoriten hatte, aber genau das finde ich perfekt, denn der Roman ist in der Hinsicht in keinster Weise vorhersehbar. 

    Einen kleinen Kritikpunkt muss ich jedoch leider auch anbringen, auch wenn der für mich nicht das ganze Buch ausmacht: Wie in der Inhaltsangabe schon angedeutet, hat Sim ein mittelschweres Alkoholproblem und kommt daher auch überhaupt erst nach South Dakota. Das Problem wird auch mehrmals angesprochen, und Sim hat diverse Rückfälle, doch zum Schluss fehlt dem Ganzen etwas Tiefgang, indem sich alles fast wie von selbst löst. Hier hätte ich mir etwas mehr Ernsthaftigkeit gewünscht, denn Alkoholismus ist sicher kein Problem, was über Nacht und durch simple Überlegung einfach verschwindet. Da meiner Meinung nach aber dieses Thema eher ein Nebenschauplatz des Buches war, macht das wirklich nur einen kleinen Teil meiner Bewertung aus.

    Fazit
    Julischatten ist ein Buch über Freundschaft und Liebe, aber genauso ein Buch, dass eine Kultur beschreibt, die schockiert, aber auch fasziniert, und das ganze ohne den verklärten Blick der Wildwest-Romantik. Ein wunderbares Werk, dass ich jedem sehr ans Herz legen kann!

    Bewertung
    4,5 von 5 Blümchen!


    Vielen Dank an Arena für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


    Mittwoch, 1. Februar 2012

    [Adorables] Everwood

    Wie ich Euch letztes Jahr im Jahresfazit versprochen habe, möchte ich Euch dieses Jahr wieder ein bisschen mehr über Dinge abseits der Buchregale erzählen, die ich sehr liebe. Ich hatte ja zwischenzeitlich überlegt, die Kategorie zu kippen, aber mich dagegen entschieden, weil ich es erstens zu sehr liebe, von etwas zu schwärmen (was ja auch der ausschlaggebende Punkt war, warum ich diesen Blog ins Leben gerufen habe) und zweitens, weil die Kommentare doch in die Richtung gingen, dass Ihr das gerne lest. Daher würde ich mich auch sehr über etwas mehr Kommentare zu meinen Adorables freuen, die sind sonst ein bisschen traurig. ;)



    Den Anfang in diesem Jahr macht eine meiner absoluten Lieblingsserien. Habt Ihr schon mal was von Everwood gehört? Dieses kleine, wunderschöne Städtchen in Colorado, wo noch jeder jeden kennt und die Probleme der Großstadt ziemlich weit weg scheinen? Wenn nicht, wird es Zeit, dass Ihr der Kleinstadt einen Besuch abstattet, denn es ist wirklich herrlich dort!
    Natürlich gibt es Everwood nicht wirklich, die Stadt ist den Köpfen der Macher der Serie entsprungen und rein fiktiv. Doch manchmal habe ich mir gewünscht, es gäbe diese Stadt, denn seine Bewohner sind einmalig und dieses Flair verzaubert mich immer wieder.

    Worum geht es eigentlich bei Everwood
    Tja, zum einen geht es um Dr. Andy Brown, ein gefeierter Neurochirurg aus New York, der nach dem Tod seiner Frau versucht, mit seinen Kindern in einer Kleinstadt in Colorado ein neues Leben anzufangen. 
    Es geht auch um Ephram, der noch nie ein gutes Verhältnis zu seinem Workaholic-Vater hatte und sich schwertut, sich nach dem Leben in einer Großstadt in Everwood heimisch zu fühlen, und der sich natürlich prompt in das falsche Mädchen verliebt.
    Auch geht es um Amy, die versucht, ein normales Leben zu führen, obwohl ihr Freund - Colin - nach einem Unfall im Koma liegt. 
    Und es geht um all die anderen Menschen, die Everwood bevölkern, mit ihren liebenswerten Schwächen, ihren provinziellen Schrulligkeiten und ihrer Liebe für die Stadt, in der sie leben.

    der gesamte Cast

    Das klingt nach sehr viel Drama, und natürlich hat die Serie eine gehörige Portion davon. Doch Everwood hat auch so viel mehr... Wirklich witzige Szenen (in denen nicht zuletzt Dr. Harold Abbott, der ortsansässige Hausarzt, fast immer eine Rolle spielt ^^) wechseln sich ab mit sehr tiefgründigen Gesprächen, sehr viel Gefühl und manchmal auch ein bisschen Action. Von den Charakteren und Dialogen lebt die Serie, denn wenn Harold und Andy miteinander streiten, Amy und Ephram über den Sinn des Lebens nachdenken oder Nina ihrem Nachbarn Andy versucht klarzumachen, was es bedeutet, Vater zu sein, dann geht einem das Herz auf. Dabei bleibt die Serie jedoch total natürlich: Wichtige Themen wie Tod oder Liebe wechseln sich ab mit den scheinbar unwichtigen Alltäglichkeiten, somit rutscht Everwood nie ins Pathetische ab. 
    Dazu kommt, dass die Serie einfach eine unglaubliche Kulisse hat, besonders im Winter ist Everwood zwischen den vielen Bergen einfach wunderschön anzusehen. Auch der Soundtrack ist außergewöhnlich, obwohl der Originalsoundtrack leider auf den erschienenen DVD-Boxen nicht mehr enthalten ist. Da gab es wohl wieder Probleme mit den Rechten.

    Es gab lange keine Familienserie mehr, bei der ich so mitgefiebert habe, wie hier. Und alle Personen wachsen einem sooo sehr ans Herz, es ist unglaublich. Die Drehbuchschreiber haben hier wirklich ein Händchen für authentische Figuren bewiesen, und für jeden ist etwas dabei: Wir sehen ein bisschen Teeniedrama, Liebesbeziehungen, ein paar Elemente einer Ärzte-Serie, Komik und einige Schicksalsschläge. Leider konnten wir Everwood nur für ganze vier Staffeln genießen, danach wurde die Serie abgesetzt, allerdings nicht aufgrund schlechter Einschaltquoten (im Gegenteil!), sondern aufgrund einer Senderfusion, dessen Opfer leider meine heißgeliebte Serie wurde (stattdessen entschieden sich die Senderbosse damals, eine weitere Staffel Eine himmlische Familie zu drehen! *aaargh*). Dadurch erscheint die letzte Staffel auch etwas gehetzt, denn natürlich haben die Autoren versucht, der Serie trotzdem ein würdiges Ende zu geben, mussten sich aber darin ein bisschen überschlagen. Sehr traurig, aber nicht zu ändern.

    v.l.n.r: Tom Amandes, Gregory Smith, Emily VanCamp, Treat Williams
    Zu den Schauspielern muss ich auch noch ein kurzes Wort verlieren: Großartig!... Das war's... :D Nein, im Ernst: Durch die Bank weg wird hier eine unglaublich gute Schauspielleistung geboten; die meisten der Darsteller waren auch schon in anderen Produktionen sehr erfolgreich, allen voran Hair-Darsteller Treat Williams, der wie für die Rolle des Andy Brown gemacht scheint. Aber auch alle anderen müssen sich nicht verstecken, meine absoluten Favoriten sind hier Gregory Smith, der hervorragend den introvertierten Ephram Brown spielt, Tom Amandes, der den leicht neurotischen Stadtarzt Harold Abbott mimt und Emily VanCamp, die die Amy gibt und das in allen Facetten ihrer Rolle. Wahnsinn!

    Wer jetzt noch nicht überzeugt ist, der sollte sich vielleicht einfach mal den Pilot anschauen, denn schon hier lernen wir das Städtchen mit seinen Bewohnern gut kennen und möglicherweise auch lieben. Ich kann nur jedem Fan der Gilmore Girls oder von One Tree Hill empfehlen, Everwood zu schauen, wenn Ihr Euch mal wieder richtig in einer Serie verlieren wollt. Ich bin gerade dabei, alle Staffeln zu schauen (bin mittlerweile schon bei der letzten Staffel angekommen), da endlich auch alle auf DVD erschienen und relativ günstig zu haben sind. Somit: Ab mit Euch, besorgt Euch die erste Staffel und überzeugt Euch selbst, welchen Charme das kleine Städtchen Everwood versprüht! Viel Spaß dabei! ♥

    (Übrigens, für alle Fans von Vampire Diaries: Paul Wesley hat in der zweiten Staffel eine Gastrolle über mehrere Episoden. Für alle Fans von Desperate Housewives: Brenda Strong und Marcia Cross haben auch beide eine Gastrolle!)