Emily Albright hat es wirklich satt: Ein Date nach dem anderen, und jedes ist schlimmer, als das davor. Sie schwört den Männern ab und will sich stattdessen vollkommen auf sich konzentrieren, zum Beispiel zu Weihnachten. Als ihre beste Freundin Stella sie jedoch auf eine Singlefahrt nach Mexico mitnehmen möchte, zieht sie die Notbremse: In der letzten Minute bucht sie eine Literaturreise, die den Spuren von Jane Austen, ihrer Lieblingsautorin, durch England folgt. Doch kaum fängt die Reise an, merkt sie, dass das vielleicht auch nicht die beste Idee war. Denn hier heißt es nicht unter 30, sondern eher über 50, was das Alter angeht. Doch bald gewöhnt sich Emily an die etwas schrulligen, aber liebenswerten Mitfahrerinnen. Der einzige Mann jedoch in ihrem Alter dort, der Journalist Spike Hargreaves, ist ihr von Anfang an ein Dorn im Auge, denn er entspricht so ziemlich ihren Vorurteilen vom modernen Mann, der Frauen nicht zu schätzen weiß und nichts vom vornehmen Mr. Darcy hat, in den sie schon seit ihren Teenager-Jahren verliebt ist. Und plötzlich wird ihre Fantasie wahr: Sie steht ihrem Mr. Darcy gegenüber, und die Realität ist noch besser als die Vorstellung. Aber ist sie das wirklich?
Tja, mein erster Ausflug in das Genre Chicklit hat mir gezeigt, dass es nicht mein Genre ist. Insgesamt war das Buch nicht schlecht. Es hatte einen gewissen Witz, aber leider auch keinen Schenkelklopfer-Witz, eher musste ich ab und zu schmunzeln. Auch die Figuren sind ganz nett, wenn ich auch nicht alle Charakterisierungen gut nachvollziehen konnte. Da haben wir zum Beispiel Spike, der eine der Hauptpersonen ist, aber am Anfang so schlecht dargestellt wird (ungepflegt, flegelhaft etc.), dass ich Probleme hatte, mich mit ihm anzufreunden. Auch Emily ist etwas merkwürdig, zum größten Teil ging sie mir auf die Nerven mit ihren unpassenden Bemerkungen oder ihren naiven Ansichten. Der Heldin des Buches fehlt es am Anfang viel an Selbstbewusstsein, und plötzlich, als sie auf Spike trifft, wandelt sich das, und sie ist der Inbegriff der Schlagfertigkeit. Da passt irgendwas nicht zusammen. Mir ist sie ab und zu auch zu amerikanisch, geradezu klischeehaft. Dass sie Mr. Darcy bei ihren Begegnungen immer unsympathischer findet und ihn verurteilt, hat mich sehr gestört, da auch hier ihre Ansichten so vollkommen einseitig dargestellt wurden. Überhaupt war Darcy auch vollkommen out of character, wie man so schön sagt. All seine schlechten Seiten werden beschrieben: er ist arrogant, stur, eingebildet, altmodisch in seinen Ansichten, sogar als sexistisch wird er dargestellt. Das passt jedoch gar nicht mit meinem Bild von Fitzwilliam Darcy zusammen. Sicher hat er einige dieser Eigenschaften, jedoch ist er zudem sensibel, verletzlich, romantisch, aufrichtig. All das kam mir zu kurz, sollte man doch meinen, dass es sich hier um ein Buch handelt, in dem Mr. Darcy gut wegkommt, das ist jedoch leider absolut nicht der Fall. Für mich enttäuschend.
Dass viele Handlungsstränge einfach im Sand verlaufen (Was ist mit Ernie, dem Busfahrer, passiert, der das Pendant zu Wickham aus P&P war? Wer genau war Mrs Steane? usw.), ist nur ein weiterer Kritikpunkt auf der langen Liste. Auch das Ende hat mir nicht gefallen, es wurde auf einmal alles so gefühlsduselig, was nicht zum Rest des Buches passte.
Tja, was soll ich also sagen? Chicklit ist wohl nicht meins, auch wenn ich die filmische Version dieses Genres (Liebeskomödien) und auch allgemein Adaptionen von Austens Pride & Prejudice durchaus mag (wenn wir an Lost in Austen denken, wo Darcy übrigens sehr viel passender dargestellt wird). Alexandra Potter konnte mich mit ihrem Plot und ihren Charakteren nicht wirklich überzeugen. Mit viel Wohlwollen vergebe ich hier für den Unterhaltungsfaktor noch drei Sterne.