Mittwoch, 29. August 2012

[Miscellaneous] Rezensionsindex

Ich wollte Euch nur darauf hinweisen, dass Karo adores... nun endlich, endlich einen Rezensionsindex hat, den Ihr rechts im Kästchen mit meinen Leselisten etc. findet. Ich hatte schon lange vor, einen anzulegen, war aber immer zu faul dafür, um die ganzen Titel aufzuschreiben, sie in alphabetische Reihenfolge zu bringen und sie dann noch alle zu verlinken. Aber gestern abend hatte ich Langeweile, und wollte mich vorm Korrigieren von Tests drücken, da kam mir diese Aufgabe ganz recht. ;) Ihr dürft jetzt also in all den Rezensionen, die über die fast zwei Jahre so zusammengekommen sind, stöbern und entdeckt vielleicht noch die ein oder andere Rezension, die Ihr noch nicht gesehen habt. Für alle, die ein bestimmtes Buch suchen, ist der Rezensionsindex auch ein guter Überblick über meine schon rezensierten Bücher. Meine Leselisten bleiben trotzdem bestehen, denn ich habe zwischendurch ja durchaus auch Bücher gelesen, und nicht rezensiert. Solltet Ihr zu diesen Büchern Fragen haben, könnt Ihr natürlich gerne in den Listen kommentieren.
Also, viel Spaß beim Stöbern!

Montag, 27. August 2012

Rühr nicht an mein dunkles Herz - Meredith Duran

Inhalt
Lydia Boyce ist eine Frau, die man als alte Jungfer bezeichnet, denn sie ist 26 Jahre alt, noch unverheiratet und hat zwei jüngere Schwestern, die beide schon einen Mann haben. Im Prinzip ist ihr Leben also vorprogrammiert: Sie wird bei einer ihrer Schwestern wohnen, unerwünscht und fehl am Platz, vielleicht die Kinder erziehen, und mehr nicht. Lydia hat Angst vor diesem Leben, allerdings hat sie sich auch schon fast damit abgefunden, bis sie James, den berüchtigten Viscount of Sanburne trifft. Mit seiner Hilfe versucht sie, den Ruf ihres Vaters zu retten, denn dieser wird beschuldigt, Fälschungen von ägyptischen Antiquitäten ins Land zu schmuggeln. Dabei entdeckt sie jedoch nicht nur ein gefährliches Geheimnis, welches ihr Leben kosten könnte, sondern auch ihre Liebe zu dem unkonventionellen James...

Meinung
Ich hatte schon immer einmal vor, das Genre der Historical Romances (oder wie sie bei LYX heißen: Romantic History, was ja eigentlich das gleiche ist) auszuprobieren. Für mich als Fan von Jane Austen konnte ich mir gut vorstellen, dass auch dieses Genre mich begeistern kann. Auf Empfehlung von Irina fiel meine Wahl im neuen Historical-Programm von LYX also auf Meredith Durans Werk, und ich kann mich nur für diesen Rat bedanken. 

Mit diesem Genre verbindet man leider nur allzu oft Klischees, denn gerne haben die Bücher auf dem hiesigen Markt "Nackenbeißer"-Cover, die eine Geschichte andeuten, die vor Kitsch, Sex und Stereotypen nur so strotzt. Auch ich hatte diese Vorbehalte, wurde aber von Meredith Durans Roman schnell eines besseren belehrt, denn ihre Geschichte hat wirklich sehr wenig mit all diesen Vorurteilen zu tun und dabei sehr viel Potential, zu einer meiner liebsten zu werden. 

Zum einen sind die Figuren unglaublich interessant und mehrdimensional entworfen. Es geht natürlich hauptsächlich um Lydia und James, die in der Geschichte langsam zueinander finden. Lydia ist ein Blaustrumpf (so wurde eine gebildete Frau früher genannt), eine alte Jungfer, und was man ihr noch so alles unterstellen könnte, zumindest oberflächlich betrachtet. Doch unter der Oberfläche brodelt eine vor Lebenslust geradezu überschäumende Frau, die diese Lust mit allen Mitteln und unter dem Deckmantel der Schicklichkeit zu verbergen versucht. Zudem plagen sie viele Ängste und Selbstzweifel, die sie schwer ablegen kann, aber auch für sich behält. Dazu kommen eine unbändige Neugier, ein leichter Hang zur Überheblichkeit und Oberflächlichkeit, und schon haben wir einen sehr vielschichtigen Charakter, den man manchmal mag, aber manchmal eben auch nicht. James schafft es, all diese Gefühle und Charakterzüge ans Tageslicht zu bringen, indem er sie immer wieder aus der Reserve lockt. Die Streitgespräche, die die beiden führen, sind sehr amüsant, und führen langsam, aber sicher (vor allem von James' Seite aus) in eine eher schlüpfrige Richtung, was für einiges Knistern zwischen den beiden sorgt. Auch James verbirgt so einiges vor der Öffentlichkeit, und durch seinen Kreuzzug gegen seinen Vater macht er sich nicht immer nur Freunde. Trotz seiner sehr lebensbejahenden Art hat er auch einige düstere Ecken in seinem Herzen, die nur langsam aufgedeckt werden, und die ihn aber umso attraktiver wirken lassen. Ein tolles Gespann hat Meredith Duran da kreiert. 

Der Plot an sich ist wahrscheinlich nichts Besonderes, die Hintergrundgeschichte hat etwas leicht Detektivisches, was mich aber nicht sooo sehr interessiert hat. Vielmehr hat mich die sich langsam entwickelnde Beziehung zwischen den beiden Hauptpersonen vor diesem Hintergrund gefesselt, so dass sich das Buch für mich zu einem wahren Pageturner entwickelt hat. Da stört es nicht weiter, dass die Auflösung des Plots relativ einfach war, zumindest mich nicht. Dass das Setting für mich als großer England- und Historienfan genau das richtige ist, muss ich wohl nicht noch näher erläutern, oder? London, 19. Jahrhundert, gehobene Gesellschaft - PERFEKT!

Das Buch ist abwechselnd aus James' und Lydias Perspektive geschrieben, und auch die erotischen Szenen, die darin vorkommen, werden mal aus männlicher und mal aus weiblicher Sicht geschildert, was ich sehr erfrischend fand, besonders die unterschiedlichen Wahrnehmungen der beiden ihres Gegenübers. Der Schreibstil ist blumig und üppig, so wie es sich auch für einen solchen Roman gehört, und lässt keine Klagen zu. Einzig der abrupte Perspektiv- und/oder Settingwechsel innerhalb mancher Kapitel, der nicht immer durch einen Absatz, der groß genug ist, angekündigt wurde, ließ mich manchmal stutzen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, inwiefern es sich dabei um einen Fehler bei der Übersetzung, beim Druck oder wirklich beim Original handelt. Zudem war diese Verwirrung meist sehr schnell wieder verflogen, und ich konnte das Buch genussvoll weiterschmökern.

Fazit
Für mich war dieser Ausflug in ein neues Genre äußerst erfolgreich. Die Geschichte um Lydia und James ist witzig, anrührend, spannend und so gar nicht das, was man gern mit diesem Genre in Verbindung bringt. Ein Buch, was durch Setting, Schreibstil und Charaktere auf ganzer Linie überzeugt! 

Bewertung
Keine Frage, ich vergebe 5 von 5 Blumen! Vielen Dank an LYX für das Rezensionsexemplar!!


Miscellaneous
Da dieses Buch mein so ziemlich erster Ausflug in dieses Genre war, der mir äußerst gut gefallen hat, würde ich mich über Empfehlungen von Historical-Experten sehr freuen. :) Nennt mir Eure Lieblinge (gerne auch auf Englisch), so dass ich sie in meine Wunschliste aufnehmen kann!


Mittwoch, 22. August 2012

[Miscellaneous] Mein Herzensbuch

Vor kurzem hat mir die liebe Reni von Bücherraschung ein Stöckchen zugeworfen, bzw. mich getagged. Hierbei geht es um mein Herzensbuch. Dieser Begriff ist nicht näher beschrieben, daher will ich den jetzt mal selbst interpretieren: Für mich ist ein Herzensbuch ein Buch, was mir sehr am Herzen liegt, was ich auch immer im Herzen behalten werde, was mich durch mein Leben begleitet, was ich immer wieder gern lesen möchte, was zeitlos ist, und was ich auch anderen sehr ans Herz legen möchte. 

Die Entscheidung fiel mir gar nicht so leicht, denn natürlich habe ich sehr viele Bücher, die dafür infrage kommen, denn meine Liste der Lieblingsbücher ist lang und einige von diesen erfüllen auch die Kriterien für mein Herzensbuch, z.B. Die Geisha von Arthur Golden, Julischatten von Antje Babendererde, Der König der purpurnen Stadt von Rebecca Gablé, Pride & Prejudice von Jane Austen... und und und. Auch viele meiner Highlights aus den letzten Jahren könnten als Herzensbuch gelten. 

Meine Wahl fiel letztendlich auf Little Women von Louisa May Alcott (auf deutsch: Betty und ihre Schwestern). 
Warum genau dieses Buch? Für mich ist dieses klassische Jugendbuch einfach der Inbegriff von Herzenswärme. Schon als Kind habe ich den Anime Eine fröhliche Familie, der auf dem Buch beruht, geliebt. Erst später habe ich dann das Buch im Original gelesen und wusste sofort, warum es ein Klassiker geworden ist. Die Geschichte um die March-Familie mit den wunderschönen, genauso wie tragischen Ereignissen wärmt einem tatsächlich und wortwörtlich das Herz, wenn man auch manchmal mit den Tränen kämpft (und dabei oft verliert). Auch das Setting hat etwas ganz Besonderes, der Charme des damaligen, kriegsgebeutelten Amerikas erreicht einen auf jeder Seite. Als wäre das noch nicht genug, vermittelt Louisa May Alcott in diesem Buch auch noch sehr viel Weisheit, was das menschliche Zusammenleben betrifft. Ich weiß noch ganz genau, dass ich mich damals nach dem Lesen als sehr viel besserer Mensch gefühlt habe, einfach, weil ich diese Lebensweisheiten in mich aufsog wie ein Schwamm. Daher wird das Buch auch immer einen Stammplatz in meinem Regal haben, und ich werde in besonderen Momenten dazu greifen oder meinen Kindern daraus vorlesen. 
Ich lege allen, die die Geschichte um Jo und ihre Schwestern noch nicht kennen, sehr ans Herz, einmal dieses Buch zu lesen, denn es ist wunderschön und wird einem lange im Gedächtnis bleiben. Wer es kann, sollte jedoch zu einer englischen Version greifen, die deutschen sind nämlich oft gekürzt, was doch sehr schade ist. 

Ich tagge jetzt niemanden, allerdings würde ich mich freuen, wenn ihr auch Lust habt, von Eurem Herzensbuch zu berichten. Nehmt das Stöckchen einfach mit und sagt Bescheid!

Sonntag, 19. August 2012

Ashes. Tödliche Schatten - Ilsa J. Bick

Vorsicht! Da es sich um die Rezension zum zweiten Teil einer Reihe handelt, enthält sie Spoiler zum ersten Teil!

Rezension zu Teil 1 Ashes. Brennendes Herz

Inhalt
Nachdem Alex aus Rule geflüchtet ist, fällt sie sofort den "Veränderten" in die Hände, die sie neben anderen als lebendes Futter halten und mit ihr durch die Gegend ziehen. Während dieser Zeit kann Alex die "Veränderten", von anderen werden sie Chuckies genannt, genauer studieren. Doch auch mit sich selbst hat sie genug zu tun, denn sie hat Angst, sich zu verändern, so wie es schon anderen passiert ist, und sich somit selbst zu verlieren. Aber nicht nur von den Chuckies droht Gefahr: Einige Überlebende machen Jagd auf Jugendliche, um sie an andere zu verkaufen, fast wie Essensmarken. Und viele treiben ein noch grausameres Spiel als die Veränderten... 

Meinung
Als ich letztes Jahr so ziemlich zur selben Zeit den ersten Teil dieser Reihe in Händen hielt und geradezu verschlang, war ich seltsam fasziniert von dieser grausamen Zukunftsvision, die nur allzu real schien. Zudem hatte ich die Hauptpersonen schnell ins Herz geschlossen und verfolgte gespannt ihr Schicksal. Dass dann Ashes. Brennendes Herz noch mit einem Knaller-Cliffhanger endete, trug nur zu meiner unendlichen Vorfreude auf dieses Buch bei. Nach dem Lesen bin ich aber ehrlich gesagt etwas schockiert, welche Wendung die Story in diesem zweiten Teil nimmt. 

Was mich wahrscheinlich am meisten schockierte, war der absolute Ekel, den ich auf nahezu jeder Seite empfand. Schon nach nur ein paar Seiten drehte sich mir das erste Mal der Magen um, obwohl ich, was sowas angeht, eigentlich nicht sooo zart besaitet bin. Ich musste wirklich hart schlucken, und das nicht nur einmal, und leider zog sich das auch wirklich durch das ganze Buch. Es wimmelte nur so von Eiter, abgetrennten Gliedmaßen, Blut; besonders aber der Kannibalismus der Veränderten brachte mich mehrmals an meine Grenzen, wenn er nur allzu bildlich geschildert wurde. Eine Pause von diesen schreklichen Beschreibungen hat man wirklich nur äußerst selten, und wenn es denn soweit ist, tun sich einem zur Abwechslung mal die Abgründe der menschlichen Psyche auf, die einen auf eine ganz andere Art und Weise ekeln. Ich bin mir im Klaren darüber, dass all das unglaublich gut geschrieben ist und auch für manche eine Art Faszination ausübt, für mich bleibt es aber eine klare Kritik am Buch, denn ich kam damit nur schwerlich klar. Aber vor allem ist es eine Warnung für alle, die dieses Buch unbedarft lesen wollen: Wenn ihr schon fandet, der erste Teil war harter Tobak, dann solltet ihr von diesem definitiv die Finger lassen, denn das Ganze wird hier mindestens verzehnfacht. Zum Glück verkauft INK dieses Buch nun auch nicht mehr als Liebesgeschichte, sondern als das, was es ist: ein knallharter Endzeit-Thriller. Puh. 

Nun, da ich mir das von der Seele geschrieben habe, möchte ich natürlich auch noch etwas zum Stil und Plot sagen: Die Schreibe von Frau Bick ist mal wieder unglaublich gut, und ihre Art, jedes Kapitel mit einem Mini-Cliffhanger zu beenden, lässt einen trotz allen Ekels an den Seiten kleben. Auch denke ich, dass ihr Endzeitszenario eines der realsten ist und auch in diesem Teil bleibt. Nur nach und nach enthüllt sie alles, was es über die Katastrophe und seine verheerenden Folgen zu wissen gibt, aber natürlich lässt sie auch noch so einiges über, das uns Rätsel aufgibt und für Spannung im letzten Teil sorgen wird. 
Ihr Schreibstil hat sich aber insofern geändert, dass sie die Geschichte nicht mehr nur aus Alex' Sicht schildert, sondern immer wieder, meist zum Anfang eines neuen Kapitels, die Perspektive wechselt, so dass es manchmal etwas schwerfällt, den Überblick zu behalten. Nach und nach gelingt es einem aber besser, und man versucht, die verschiedenen Handlungsstränge zu kombinieren, so wie Ilsa J. Bick sie auch langsam, aber sicher zusammenführt. Allerdings bleibt eine dramatisches, sowie spannendes Ende mit einem weiteren Cliffhanger nicht aus, der jedoch nicht ganz so schlimm wie der erste ist. Im Endeffekt hat mir die Story aber sehr zugesetzt, wahrscheinlich eben weil ihre Geschichte so real scheint, gar nicht so weit entfernt von dem, was wirklich im echten Leben passiert und schon passiert ist.
Zum Ende bleibt wirklich einiges offen, so dass es noch genug Stoff für den letzten Teil gibt, in dem hoffentlich alle Rätsel und Unklarheiten aufgelöst werden. 

Fazit
Insgesamt kann ich für das Buch mitnichten eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen. Wer jedoch einen sehr starken eisernen Magen hat, sich vor ein paar unzähligen abgetrennten Gliedmaßen nicht scheut und auch in die Abgründe der menschlichen Psyche blicken kann, bekommt hier einen Endzeit-Thriller serviert, der gut durchdacht, authentisch und spannungsgeladen bis zum Ende ist.

Bewertung
Mit Hinblick auf meinen armen Magen vergebe ich nicht die Höchstpunktzahl, 4 von 5 Blumen! Vielen Dank an EGMONT INK für das Rezensionsexemplar!



Reiheninformation
Diese Reihe wird eine Trilogie. Der zweite Teil erscheint erstaunlicherweise nach der deutschen Version in den USA, so wie es auch schon beim ersten Teil war, somit können wir wohl annehmen, dass auch der dritte Teil hier in Deutschland im August 2013 zu erwarten ist, denn in den USA erscheint Monsters im September 2013.
  • Ashes. Brennendes Herz / Ashes
  • Ashes. Tödliche Schatten / Shadows
  • dt. Titel unbekannt / Monsters

Sonntag, 12. August 2012

Bitterblue - Kristin Cashore

Vorsicht! Da es sich um den dritten Teil einer Reihe handelt, enthält die Rezension Spoiler zu den vorangegangenen Teilen!

Rezension zu Teil 2 Fire

Inhalt
Es sind Jahre vergangen, seit Bitterblue von ihrem Graceling-Cousin Po und dessen Gefährtin Katsa vor ihrem tyrannischen Vater König Leck gerettet wurde. Seitdem ist einiges passiert in Monsea, dem Land, über das Bitterblue nun als Königin herrscht. Doch Bitterblue fühlt sich eingesperrt in ihrem Schloss, aus dem sie nur selten und unter Aufsicht herauskommt. Deswegen fängt sie an, auf eigene Faust verkleidet durch die Straßen von Bitterblue City (vormals Leck City) zu streifen und freundet sich mit einigen Bewohnern an, ohne ihre wahre Herkunft zu verraten. Durch diese Freundschaft findet sie jedoch auch heraus, dass irgendetwas in ihrem Land ganz und gar nicht stimmt, denn Menschen werden ermordet, verschwinden einfach, lügen oder verfallen dem Wahnsinn. Langsam begreift sie, dass das Erbe ihres Vaters anhält und die Gedanken der Menschen auch jetzt noch vergiftet...

Meinung
Nachdem ich Graceling und Fire, die beiden Vorgänger dieses Buches, nahezu verschlungen habe, war die Vorfreude auf dieses Buch sehr groß. Ich fand es von Anfang an bewundernswert, wie originell Kristin Cashores Bücher sind, denn die Geschichten glänzen durch innovative Welten und durch nie dagewesene Bewohner derselbigen. Zudem ist ihre Art, die Bücher in sich abzuschließen, aber dennoch lose miteinander zu verbinden, einfach nur genial. Diese Verbindung erhält sie in diesem Band aufrecht, und bringt sie eigentlich zur Perfektion, indem sie Fire und Graceling gekonnt verknüpft und die kleinen Hinweise, die sie in den vorhergehenden Bänden gestreut hat, weiter ausbaut. Deswegen auch gleich vorneweg der Hinweis: Wer Graceling und Fire nicht gelesen hat, wird mit dem Buch nicht viel anfangen können. Auch wenn beide in sich abgeschlossen waren, haben sie mit diesem letzten Band der Trilogie sehr viel zu tun, so dass man definitiv Hintergrundwissen braucht. 

Nun, da dies gesagt ist, muss ich leider zugeben, dass ich hin- und hergerissen bin, was die Bewertung von Bitterblue angeht. Insgesamt habe ich das Buch genauso gern wie seine Vorgänger gelesen, einfach auch, weil mir die Personen alle ans Herz gewachsen sind (man trifft ja auch auf bekannte Gesichter). Was die Charaktere angeht, hat Kristin Cashore wirklich ein glückliches Händchen, denn sie trifft immer genau den richtigen Ton. Liebenswert, geheimnisvoll, aufbrausend oder unheimlich? Jeder Charakterzug wird authentisch und nachvollziehbar wiedergegeben, und man kann sich ein ganz genaues Bild von jeder einzelnen Person machen. Genauso sind der Aufbau der Welt und die Hintergründe logisch und ohne Lücken gelungen, man hat nie das Gefühl, dass sie irgendein kleines Detail nicht durchdacht hat. Auch die Aufmachung des Buches ist diesmal ganz besonders: Die größeren Abschnitte werden von wunderschönen Grafiken eingeläutet, genauso wie jedes neue Kapitel, zudem gibt es innerhalb des Textes einzelne Grafiken, die wichtig zum Verständnis sind, und am Ende des Buches befindet sich eine ganze Reihe an Karten, die dem Leser Aufschluss über die Welt geben, die schon in dessen Kopf entstanden ist. 

Dennoch gibt es unübersehbare Schwächen im Buch, die mir auch immer mehr auffielen, je weiter ich beim Lesen voranschritt. Zum einen ist da die Tatsache, dass hier die personale Erzählweise einige große Mankos hat. Die Geschichte ist aus Bitterblues Sicht geschrieben, ohne jemals davon abzuweichen, was natürlich einige Vorteile hat, aber in dieser Geschichte einen großen Nachteil: Man kommt nie auch nur einmal aus Bitterblue City heraus, selten genug aus dem Schloss, weswegen die Handlung wirklich auf diesen eng begrenzten Raum beschränkt ist. Das ist irgendwann etwas fade, und es entstehen Längen. Man liest zwar von den Abenteuern und Gefahren, die Bitterblues Freunde bestreiten, aber nur, wenn diese ihr in ihrem Kämmerchen davon erzählen, sie selbst ist so gut wie nie Teil davon. Das Buch ist also eher eins der leisen Töne, wer lieber Action hat, sollte die Finger davon lassen.
Außerdem haben mich die Geheimnisse und Enthüllungen um Bitterblues grausamen Vater Leck so langsam aber sicher verängstigt. Was da in der Vergangenheit in diesem Königreich passiert ist, ist harter Tobak und ich würde niemandem empfehlen, das Buch unbedarft zu lesen. Dieser Fakt lässt mich auch an dem empfohlenen Lesealter des Verlages von 14 bis 17 Jahren zweifeln, denn ich denke, für jüngere Leser ist das doch zu viel des Guten. Ich will nicht ins Detail gehen, um niemanden zu spoilern, aber ich kann Euch sagen, dass ich wirklich mehr als einmal sehr schlucken musste. 
Zu guter Letzt hat mich das Ende leider nicht sehr befriedigt, es war zu offen und ließ viele Fragen unbeantwortet. Sowas würde ich bei einem Anfang oder Mittelteil einer Trilogie erwarten, jedoch nicht beim letzten Band. 

Fazit
Der Abschluss einer ungewöhnlichen Fantasy-Trilogie lässt mich zwiegespalten zurück: Großartige Einfälle, liebenswerte und authentische Charaktere und ein Weltenaufbau, der überzeugt, stehen auf der Pro-Seite, ein paar unheimliche, erschreckende Enthüllungen, leichte Längen und ein zu offenes Ende auf der Contra-Seite. Insgesamt macht das weiterhin ein unentschlossenes Urteil.

Bewertung
Unentschlossen, in der Tat, ich vergebe mal 3,5 von 5 Blumen ohne Gewähr!


Reiheninformation
Eine lose zusammenhängende Trilogie, die, wie sich herausstellt, doch mehr miteinander zu tun hat, als man anfangs glauben wollte. Daher würde ich empfehlen, die Bücher auch wirklich chronologisch zu lesen, und mit Graceling anzufangen.
  • Graceling / Die Beschenkte
  • Fire / Die Flammende
  • Bitterblue / Die Königliche (erscheint im September 2012)

Donnerstag, 2. August 2012

Die Wildrose - Jennifer Donnelly

Vorsicht! Da es sich hier um den dritten und letzten Teil einer Reihe handelt, enthält die Rezension auf jeden Fall Spoiler für die vorhergehenden Bände!

Inhalt
Seamie Finnigan und Willa Alden sind wie füreinander geschaffen: Beide werden sie von einer unbezwingbaren Abenteuerlust getrieben, die sie auf den Bergen der Welt zusammen ausleben. Doch als Willa einen furchtbaren Unfall auf dem Kilimandscharo hat und ein Bein verliert, braucht sie jemanden, dem sie die Schuld daran geben kann - Seamie. Willa flüchtet in die Berge Tibets, und Seamie macht sich zu anderen Abenteuern an den Nordpol auf. Als sich die beiden jedoch Jahre später wieder über den Weg laufen, ist ihre Liebe füreinander größer denn je, nur dass inzwischen einiges passiert ist... 

Meinung
Auch ich lese manchmal gern den ein oder anderen Frauenschmöker, ab und zu ist das ganz nett zum Abschalten. Da Die Teerose, der erste Teil dieser Trilogie, zu meinen Lieblingsbüchern gehört, war für mich Die Wildrose als Abschluss der Trilogie ein Muss. 
Insgesamt haben sich meine Erwartungen voll erfüllt. Ich habe einen sehr unterhaltsamen historischen Roman mit vielen Verstrickungen, Dramen, sehr viel Herzschmerz und einigem zeitgenössischen Hintergrund bekommen. 

Wie auch schon im zweiten Teil Die Winterrose trifft man hier altbekannte Gesichter wieder. Fiona, Joe, Sid, India, all die Hauptpersonen aus den ersten beiden Teilen haben auch hier wieder einige wichtige Rollen zu erfüllen. Dieses Wiedersehen macht Spaß und lässt einen gern zurückdenken an die Vorgänger der Wildrose. Allerdings war ich dieses Mal nicht ganz sicher, wer nun wirklich die Hauptperson war. Natürlich geht es sehr viel um Seamie, den jüngsten Bruder von Fiona, den wir schon im ersten Teil kennenlernten, und seine große Liebe Willa. Aber es treten neben diesen und den schon genannten noch so viele andere Personen auf, die einen großen Stellenwert haben, dass man leider nicht lange genug bei einer Person verweilen kann. Zudem sind die Schicksale all dieser Personen auf die ein oder andere Weise miteinander verbunden, so dass es irgendwann ein bisschen ... naja, unauthentisch wird. Was ich aber gut fand: Man verliert trotzdem nie den Überblick, trotz der vielen Personen und Verstrickungen. Insgesamt hätte ich mir aber einen größeren Fokus auf eine oder zwei spezielle Figuren gewünscht.

Um gleich bei der Kritik zu bleiben: Der Plot war mir stellenweise viel zu politisch. Es geht um den Ausbruch des ersten Weltkriegs, um Spione und Marineoffiziere, um Wahlkampf und Premierminister. Das passt so gar nicht zur Ausgangssituation des Buches, in dem es mehr um Abenteuer und Entdeckungsreisen geht, was mir sehr viel mehr gefallen hätte, daher war ich, was das angeht, etwas enttäuscht. Ich hätte so gerne über Besteigungen des Mount Everest oder Safaris durch die Steppen Afrikas gelesen, stattdessen ging es um deutsche U-Boote oder den Befreiungskrieg Arabiens. Nun ja. Dazu kommt die große Schwäche Jennifer Donnellys, die sich schon in den ersten beiden Teilen angedeutet hat, aber hier nochmal zu Hochtouren auflief: Die dramatischen Begebenheiten im Buch werden irgendwann seeehr unglaubwürdig. Es sterben Personen, gelten als verschollen, dann tauchen sie wieder auf, sie werden überfallen, eingesperrt, verprügelt und im letzten Moment gerettet, und so weiter und so fort. Ein bisschen musste ich zwischendurch die Augen verdrehen, wenn es mal wieder besonders dramatisch wurde. 

Trotzdem kann ich es nicht anders sagen, ich habe auch dieses Buch wieder sehr gern gelesen, besonders auch das letzte Drittel. Allen Schwächen zum Trotz kann Jennifer Donnelly wunderbar erzählen und damit unterhalten, und ihre Figuren wachsen einem rasend schnell ans Herz. Somit verlasse ich die Rosen-Trilogie doch mit einem guten Gefühl, und werde sicherlich eines Tages nochmal zurückkehren nach Whitechapel in London. 

Fazit
Ein Wiedersehen mit alten Freunden unterhält trotz einiger Schwächen im Plot und schließt die Rosen-Trilogie würdig ab. Fans historischer Frauenromane kommen hier auf jeden Fall auf ihre Kosten! 

Bewertung
Ich vergebe 3,5 von 5 Blumen Rosen. :) Vielen Dank an Piper für dieses Rezensionsexemplar!



Reiheninformation
Diese Reihe besteht aus drei Teilen, alle sind schon erschienen. Es geht hauptsächlich um die Familie Finnegan und ihre Geschicke über die Jahre, mit einem Fokus auf ein bestimmtes Paar.
  • Die Teerose (Fiona & Joe)
  • Die Winterrose (India & Sid)
  • Die Wildrose (Willa & Seamie)